TUTTLINGEN — Die städti­schen Museen im Frucht­kas­ten und im Tuttlin­ger Haus kann man jetzt auch online besich­ti­gen. Gerade zu Corona-Zeiten kann der virtu­el­le Rundgang den echten Museums­be­such ein Stück­weit erset­zen. Geför­dert wurde das Projekt mit Mitteln aus dem Programm „Neustart Kultur“.

Der Museums­be­such beginnt mit ein paar Mausklicks. Auf dem Bildschirm sieht man die Donau­stra­ße aus der Drohnen­per­spek­ti­ve, klickt auf einen Pfeil, steht nun auf der Straße und hat die Wahl: Will man erst rechts­rum in den Frucht­kas­ten oder lieber links ins Tuttlin­ger Haus? Denn beiden Häuser lassen sich jetzt virtu­ell besich­ti­gen – Raum für Raum und rund um die Uhr. Mit licht­star­ken und hochauf­lö­sen­den Kugel­pan­ora­ma­bil­dern wird man durch die Häuser geführt und kann unter­wegs Infor­ma­tio­nen zur Stadt­ge­schich­te, zum Haus und zu den Objek­ten abrufen.

„Trotz Lockdown und Museums­schlie­ßung kann man sich jetzt in aller Ruhe ein Bild von unseren Sammlun­gen machen“, sagt Museums­lei­te­rin Gunda Woll. „Und vielleicht erfährt  man auch Dinge, die man bei einem realen Museums­be­such überse­hen hätte.“ Denn die virtu­el­len Rundgän­ge bilden nicht nur einfach die einzel­nen Räume ab: Zu vielen Expona­ten sind auch ausführ­li­che Erklä­run­gen hinter­legt, die man am heimi­schen Bildschirm oder mit dem Tablet auf dem Sofa bequem und ohne Zeitdruck studie­ren kann. Auch kann man Räume besich­ti­gen, die sonst nicht zugäng­lich sind – zum Beispiel den zweiten Dachbo­den des Tuttlin­ger Hauses. So erschließt sich die Archi­tek­tur des Tuttlin­ger Hutes mit seiner Holzkon­struk­ti­on von innen.

„Wir haben jetzt zwei virtu­el­le Museen – und davon profi­tie­ren wir auch noch, wenn Corona hoffent­lich irgend­wann kein Thema mehr sein wird“, so Gunda Woll. Daher wurde das Projekt auch mit Mitteln des Beauf­trag­ten der Bundes­re­gie­rung für Kultur und Medien im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ gefördert.

Umgesetzt wurde die virtu­el­le Tour vom Tuttlin­ger Kommu­ni­ka­ti­ons­de­si­gner Bert Schutz­bach. Er ist mit dem Ergeb­nis zufrie­den, vor allem mit der Dynamik und Hellig­keit der Bilder. „Natür­lich wird es den richti­gen Besuch nicht ersetz­ten können“, so Schutz­bach, „aber es gibt einen ganz guten Eindruck und vielleicht hat dann nochmal jemand Lust sich die Sachen vor Ort genau­er anzuschauen.“

INFO

Abrufen kann man den Rundgang über www.rundgang.museen-tuttlingen.de.

Tuttlin­ger Haus und Fruchtkasten

Das Tuttlin­ger Haus ist seit 1997 ein Museum. Das Haus wurde nach dem Stadt­brand 1803 errich­tet. Die damals erbau­ten Häuser hatten eine ähnli­che Struk­tur, mit einem landwirt­schaft­li­chen Bereich und Wohnbe­rei­chen für mehre­re Famili­en. Da das hohe Dach auch für das Lagern der Ernte gebraucht wurde, gab es einen Schacht für einen Aufzug im Innern, das Oberten­loch. Nachdem bedingt durch einen Struk­tur­wan­del die landwirt­schaft­li­che Nutzung der Häuser durch die gewerb­li­che oder Wohnnut­zung verdrängt wurde, baute man viele Häuser um, so dass ihre ursprüng­li­che Bestim­mung nicht mehr erfahr­bar ist. Mit dem Tuttlin­ger Haus kann ein Haus besich­tigt werden, an dem diese ursprüng­li­chen Funktio­nen noch gut ables­bar sind. Zudem vermit­telt die Tour durch das Haus anhand von Texten und Objek­ten einen Gang durch die Geschich­te der Stadt Tuttlingen.

Im Frucht­kas­ten können die Abtei­lun­gen Eisen­ver­hüt­tung und Verar­bei­tung in Ludwigs­tal, Leder­her­stel­lung in Gerbe­rei­en und die Schuh­her­stel­lung in Tuttlin­gen virtu­ell besich­tigt werden. Ergänzt wird der Rundgang durch einen Besuch in der Abtei­lung Tuttlin­ger Läden und Tuttlin­ger Bierbraue­rei­en und Gasthäu­ser. Nicht mit abgebil­det wurde die derzei­ti­ge Wechsel­aus­stel­lung „Tuttlin­gen von oben“, da hier Urheber­rech­te zu beach­ten waren.