Vor 200 Jahren! Wie eine junge Frau aus Leipzig das Herz des großen Goethe brach

Leipzig/Trebivlice - Ausgerechnet eine Sächsin brach dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) das Herz. Vor genau 200 Jahren schlug die damals 19-jährige Ulrike von Levetzow (1804-1899) den Heiratsantrag des 74-Jährigen aus. Seinen Schmerz über die Abweisung drückte er in seiner weltberühmten "Marienbader Elegie" aus.

Unsterbliche Weltliteratur! In der "Marienbader Elegie" schrieb sich Goethe den Schmerz über seine unerfüllte Liebe von der Seele.
Unsterbliche Weltliteratur! In der "Marienbader Elegie" schrieb sich Goethe den Schmerz über seine unerfüllte Liebe von der Seele.  © picture alliance/akg-images

Ein unsterbliches Stück Weltliteratur. Selten wurde nagender Liebeskummer vollendeter in Worte gegossen. Im nordböhmischen Trebivlice, nahe der Grenze zu Sachsen, ist die Leipzigerin begraben. Ein kleines Museum erinnert an des Dichters letzte Liebe, die hier ihr Leben verbracht hatte.

Goethe hatte sich bereits 1821 im westböhmischen Kurort Marienbad in die damals 17-Jährige verliebt, als diese mit ihrer Mutter Amalie von Levetzow (1788-1868) und ihren beiden Schwestern zur Sommerfrische im Kurbad weilte.

Trotz seiner über 70 Jahre wuchs bei ihm die Leidenschaft ins Unermessliche. Über seinen Freund, den Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757-1828), hielt er 1823 schließlich bei Ulrikes Mutter um die Hand der inzwischen 19-jährigen Sächsin an.

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Der Antrag wurde höflich abgelehnt. Nicht ganz verwunderlich - 55 Jahre Altersunterschied waren auch damals schon kein Pappenstiel. "Keine Liebschaft war es nicht", hat Ulrike Jahrzehnte später einmal geäußert.

Im Schloss von Trebivlice lebte Ulrike von Levetzow bis zu ihrem Tod.
Im Schloss von Trebivlice lebte Ulrike von Levetzow bis zu ihrem Tod.  © wikipedia

Ulrike liebte Goethe "wie einen Vater"

ie Sächsin Ulrike von Levetzow brach dem Dichter das Herz. Seine letzte Liebe blieb unerfüllt.
ie Sächsin Ulrike von Levetzow brach dem Dichter das Herz. Seine letzte Liebe blieb unerfüllt.  © Bildmontage: picture alliance/ullstein, Wikipedia

Doch wer weiß? Geheiratet hat sie nie, angeblich, weil sie "gar keine Lust zu heiraten" verspürte.

Nach der Absage an den alternden Dichter zog Ulrike 1824 auf das Schloss ihres Stiefvaters Franz von Klebelsberg (1778-1857), das sie später erbte. 75 Jahre lebte sie dort, bis zu ihrem Tod im Jahr 1899.

Im Alter schrieb sie eine Art Gegendarstellung, um dem Gemunkel über ihr Liebesverhältnis zu Goethe ein Ende zu bereiten. Sie beteuerte, den Dichter nur "wie einen Vater" lieb gehabt zu haben.

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In der 800-Einwohner-Gemeinde Trebivlice ist Ulrike, die im Alter von 95 Jahren starb, stets präsent. Im Gartenhäuschen des Schlosses ist ihr zu Ehren 1999 ein kleines Museum eingerichtet worden. Bilder, Notizen, Stickereien, Fotos ihres Lieblingshundes "Trim" und andere Andenken stapeln sich in den Vitrinen. Sogar der Brief mit ihrem letzten Willen ist zu sehen. Darin verfügte sie, dass ihre Korrespondenz mit Goethe nach ihrem Tode vernichtet und mit in ihr Grab gelegt wird. "Das ist so geschehen", sagt die Museumsleiterin Venuse Pazderova.

Auf Ulrikes Grab liegen immer Blumen. Seit 2021 ziert zudem eine Bronzeplastik "Der Handkuss" von Goethe und Ulrike, geschaffen von Dieter von Levetzow (Nachfahre), den Platz der Gemeinde. Übrigens: Erst nach Goethes Tod erfuhr Ulrike von Levetzow von der "Marienbader Elegie".

Geheimtipp in Böhmen: Auf Levetzows Spuren

Das "Baronka"-Bier ist der Baronin von Levetzow gewidmet.
Das "Baronka"-Bier ist der Baronin von Levetzow gewidmet.  © PR

Trebivlice ist auf den ersten Blick eine böhmische Gemeinde, wie es viele gibt: Post, Kneipe, ein paar kleine Geschäfte. Doch lebt der Ort von seiner berühmten Bewohnerin Ulrike von Levetzow.

Im Tante-Emma-Laden auf dem Dorfplatz gibt es ein ihr gewidmetes Bier, das "Baronka". Das Konterfei der jungen Ulrike schmückt Etikett und Kronkorken.

Besucher, die zum Grab Ulrikes auf dem Friedhof an der Kirche pilgern, kaufen es als Andenken. Nach einem Besuch im Museum lohnt sich ein Besuch der Dorfkneipe (Restaurant Emy) mit deftiger böhmischer Küche und frisch gezapftem Bier.

Zudem treffen sich dort die Trebivlicer Originale zum Plausch.

Museum, U Zámku 92, 411 15 Třebívlice (Sa, So 10-17 Uhr, nicht am 9. und 10. September)

Restaurace Emy, Masarykova 32, 411 15 Třebívlice (tägl. 11-22 Uhr).

Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/ullstein, Wikipedia

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