Lücke in der VW-Typologie geschlossen

Seine Rundungen lassen keine Zweifel zu: Der "VW 30" gehört in die Ahnengalerie des legendären Käfers. "60 Jahre gab es eine entscheidende Lücke in der VW-Typologie", sagt der Leiter des Automuseums von Volkswagen, Bernd Wiersch. Nur wenige Fotos und einige Zeichnungen existierten von den ersten Versuchswagen, die Ferdinand Porsche in den dreißiger Jahren bauen ließ.

Nun ist die Lücke geschlossen. Zur Enthüllung des Nachbaus kam auch Herbert Kaes, ein Neffe von Porsche. Der 89-Jährige ist der einzige Überlebende des zwölfköpfigen Konstruktionsteams. "Wolfsburg gab es damals noch nicht. Wir haben die Reihe in der Privatgarage meines Onkels in Stuttgart gebaut", erinnert sich Kaes.

30 Versuchsautos – daher der Name VW 30 – wurden in dieser ersten Kleinserie gebaut. Zuvor hatte Porsche schon drei Volkswagen – namens "VW 3" – gebaut. Im Gegensatz zu diesen Ur-Käfern hatten die VW 30 als erste eine einheitliche Technik, vor allem den luftgekühlten Boxermotor, der von 1941 an in Serie gebaut wurde.

Prototypen wurden 1942 vernichtet

Etwa 2,4 Millionen Versuchskilometer rollten die VW 30 über die Straßen, bevor in Wolfsburg die Serienproduktion beginnen sollte. Doch die von den Nationalsozialisten geplante Massenfertigung eines Volkswagens wurde durch den Bau von rund 70.000 Kübelwagen für das Militär ersetzt. "Auf Befehl der Reichsregierung wurden 1942 dann alle noch vorhanden Prototypen vernichtet", berichtet Wiersch. Warum ist unklar – in dem totalitären Staat fragte niemand nach Gründen.

Der VW 30 sollte eigentlich schon 1998 rekonstruiert werden. Zunächst erhielt jedoch ein Projekt für die im Jahr 2000 eröffnete VW-Autostadt in Wolfsburg Vorrang, für die der Rekonstrukteur Werner Zinke aus dem sächsischen Zwönitz einen VW 3 baute. Seine Erfahrungen mit dem Urmodell nutzten Zinke bei der Rekonstruktion des Nachfolge-Käfers aber nur bedingt. "Der erste Wagen hat ein Holzgerüst mit Stahlbelag, der VW 30 hat eine Vollstahl-Karosse."

Hilfreich beim Nachbau war ein Windkanal-Modell aus den dreißiger Jahren. Mit dessen Daten und moderner Computertechnik konnten die Pläne für das historische Fahrzeug nachempfunden werden. Über den Preis des Nachbaus will Zinke keine Auskunft geben – teurer als ein Neuwagen ist er aber auf jeden Fall. "Allein 4000 Arbeitsstunden fielen in unserer Werkstatt an", sagt der Rekonstrukteur. Museumsleiter Wiersch ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Er fährt wie ein Käfer, nur die Sitze sind härter."