Spitze! 2015

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Spitze! Das Jahresmagazin der Sukkulenten-

Kakteen sind die besseren Dornröschen S. 2

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Sokotra: Flaschenbaumwälder und andere Wunder S. 20

Sammlung Zürich

2015

Baobab – alt, älter, am ältesten S. 25

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Wissen in 20 Zeilen

Kakteen sind die besseren Dornröschen Rosen haben Dornen, und Kakteen haben Stacheln – oder umgekehrt? Volksmund und Botanik sind da nicht gleicher Meinung, dabei ist die Sache doch einfach. Stechende Teile treffen wir in unterschiedlicher Form bei vielen Pflanzen an – Rosen, Brombeeren, Schwarzdorn, Kakteen, um nur ein paar zu nennen. Mit der Bezeichnung nimmt es die Botanik ziemlich genau und untersucht, wie sie entstanden sind. Bei den Rosen lassen sich die stechenden Teile leicht wegdrücken. Diese sogenannten «oberflächlichen Anhangsgebilde» heissen Stacheln. Bei den Kakteen und anderen stechenden Sukkulenten hingegen spricht die Wissenschaft von Dornen. Dornen sind fest mit der Pflanze verbunden, denn es handelt sich dabei um umgewandelte Blätter oder Seitentriebe. Die Dornenbündel der Kakteen (z.B. bei der Blätter tragenden Pereskia, linkes Bild) stehen genau dort, wo z.B. beim Kirschbaumzweig (rechtes Bild) die Achselknospen stehen. Und die Dornen des Kaktus entsprechen den Knospenschuppen der Kirsche. Im Grunde genommen müsste das bekannte Märchen der Brüder Grimm statt «Dornröschen» botanisch korrekt «Stachelröschen» heissen …

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Editorial Spitze! «Alles Kaktus?» – eine Frage, die uns oft gestellt wird. «Ja und nein», sage ich dazu nur. Jedenfalls versteckt sich dahinter das

Inhalt Kakteen sind die besseren Dornröschen S. 2 Kakteenflüsterer S. 4 Steiniger Garten und fliegende Teppiche S. 6 Pflanzen kommen, Pflanzen gehen S. 8 Wir über uns S. 12 Sukkulenten im Zentrum für Pflanzen und Bildung S. 14 Was bringt 2015? S. 15 Veranstaltungen und weitere Angebote S. 16 In memoriam Werner J. Uebelmann S. 18 Sokotra: Flaschenbaumwälder und andere Wunder S. 20 Die Seite des Fördervereins S. 23 Wissenschaft verblüfft! S. 24 Neue Bücher in der Bibliothek S. 28

Kernthema der SukkulentenSammlung Zürich. Die immense Vielfalt an Pflanzen entsteht durch deren faszinierende Anpassungsfähigkeit an Lebensräume mit saisonaler Trockenheit – sei das in der Nebelwüste der Randgebiete der Atacama oder auf besonnten Felsen und steinigen Gebieten der Alpen. k «Alles Kaktus?» ist auch der Titel und zugleich das Thema der Fokusausstellung, die wir im Juni eröffnen. Wir werden dabei unterstützt durch ein Team von Fachpersonen, die sich mit der Inszenierung von Räumen, unseren Pflanzen, Bildern, Texten und deren Interaktion befasst und für seine innovative Ausstellungspraxis bekannt ist. Mit Freude stellen wir uns der gegenseitig inspirierenden Arbeit, die Lebendsammlung mit einer weiteren Botschaft als eigenständige Ausstellung zu verknüpfen. Es brennt uns schon lange unter den Nägeln, das «Funktionieren» der Natur zu thematisieren und mittels einladenden Vermittlungsformen sowohl lesekundige Kinder wie Jugendliche, aber auch Erwachsene unterschiedlichen Alters zu begeistern. Gerne nehmen wir die Chance wahr, als «lebendes Museum» unseren Pflanzen verschiedene Medien und Erzählformen an die Seite zu stellen, um über die Faszination der stammesgeschichtlichen Vorgänge zu berichten. Wir sind dankbar über die finanzielle Unterstützung durch unseren Förderverein und ein grosszügiges Legat.

Titelbild: Borzicactus samaipatanus (Foto: Priska Gisi) Rückseite: Der Reviergärtner Cyrill Hunkeler im Gespräch mit jungen Besucherinnen eines Ferienplausch-Angebots von Pro Juventute. Impressum: Spitze! © Sukkulenten-Sammlung Zürich, Grün Stadt Zürich, Zürich, Februar 2015. | Redaktion: Gabriela S. Wyss und Urs Eggli | Bilder: Archiv der Sukkulenten-Sammlung Zürich, falls nicht anders angegeben. | Gestaltung: Angelika Wey-Bomhard, Zürich | Druck und Lithos: Merkur Druck AG, Langenthal. Klimaneutral gedruckt auf Refutura GS FSC, 120 g/m2 (Recyclingpapier aus 100% Altpapier) | Auflage: 3000 Ex. | Spitze! erscheint 1x jährlich. Abdruck mit Quellenangabe (Spitze! 2015, Jahresmagazin der Sukkulenten-Sammlung Zürich) und Belegexemplar erwünscht. | Die nächste Spitze! erscheint im Februar 2016. Das Magazin kann unter Publikationen auf der Webseite stadt-zuerich.ch/sukkulenten angeschaut und heruntergeladen werden. facebook.com/sukkulentensammlung ISSN 2296-8385

Mit dem vorliegenden Heft erscheint Spitze! bereits zum dritten Mal. Das letztjährige Heft war seit September vergriffen und nur noch von unserer Webseite herunterladbar. Ein herzliches Dankeschön für Ihre Treue, wir bleiben dran und bieten Ihnen weiterhin Einblick in unser Schaffen. Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche und anregende Lektüre und hoffe, dass wir Sie insbesondere auch mit unserem Fokusthema 2015 immer wieder auf spannende Art und Weise für Pflanzenphänomene zu faszinieren und zu interessieren vermögen. Gabriela S. Wyss, Leiterin der Sukkulenten-Sammlung Zürich

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In der Sukkulenten-Sammlung getroffen

Christoph Rusterholz ist mehr als ein interessierter Laie. Er betreibt seine eigenen Studien in der Sukkulenten-Sammlung. Im Zusammenspiel mit den Sammlungsbeständen und eigener Literatur stellt er einen Teil seiner Freizeit ganz unter das Motto «Beobachten, Fragen stellen und Antworten finden». Was führt diesen kritischen Zeitgenossen in unsere Sammlung?

Kakteenflüsterer Christoph Rusterholz, 50 Jahre, Gastronom und Gärtner

Christoph Rusterholz besucht die Sammlung regelmässig. Er schlendert dabei bevorzugt und interessiert durch die Gewächshäuser der Neuen Welt und ist in der warmen Jahreszeit häufig im Kastenareal anzutreffen. Es zieht ihn zu den kleinen Opuntien und zur Gattung Pterocactus. Diese in Argentinien vorkommenden Pflanzen zeichnen sich durch unterirdische, fleischige Wasserspeicherknollen aus. «Es fasziniert mich ungemein, die Bedürfnisse und entsprechend die Kulturbedingungen dieser Gattung zu beobachten bzw. kennenzulernen. Der Austausch mit dem zuständigen Reviergärtner hilft mir, weiter an den optimalen Kulturbedingungen zu feilen.» Wenn er spricht, strahlt er eine besondere Ruhe aus und es scheint, als trotze er so der uns allen bekannten Hektik des Alltags. Er erklärt, dass die Sukkulenten-

Oben: Die Gattung Pte-

rocactus gehört zu den Lieblingspflanzen von Christoph Rusterholz. Hier zeigt er die grosse Wurzelknolle. Links: Pterocactus-Arten

sind im Kastenareal bei den Agaven aufgestellt.

Sammlung für ihn ein willkommener Ort der Ruhe und Vertiefung ist. Er nimmt sich in seiner Lebensge-

bereits als 10-Jähriger fasziniert.» Die Leidenschaft für die Natur

staltung bewusst Zeit für sich, um in seinem beruflichen Umfeld,

begleitet seinen Werdegang. Als Kind durchstreifte er die Wälder

der Gastronomie, fit und offen für seine Gäste zu sein.

am Könizerberg und kannte jeden Winkel wie seine Hosentasche. Wildbeobachtungen waren ihm auf sicher und Pilze gab es

Mit seiner Grossmutter besuchte er die Sammlung zum ersten

ebenfalls regelmässig zum Nachtessen. Das Fischen bereicherte

Mal. «Das war so spannend und die Vielfalt an Pflanzen hat mich

seine Jugend und während eines Praktikums im Tierpark Dähl-

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hölzli entbrannte das Interesse an Reptilien, das ihn mehr als zehn Jahre nicht mehr los lies.

Speicherwurzel. Er erklärt, dass er immer wieder erstaunt ist über die Variabilität der Individuen einer Population. Die Variationsbreite bei der Blütenfarbe, zum Beispiel, ist riesig.

Christoph Rusterholz pflegt eine übersichtliche Sammlung von 30 Arten mit rund 70 Individuen auf seinem Balkon. Dabei hat er

Im Gespräch weist er darauf hin, wie wichtig ihm die Erhaltung

als ausgebildeter Gärtner natürlich einen strategischen Vorteil.

der natürlichen Lebensräume der Sukkulenten ist. «Ich schätze

Er konzentriert sich dabei auf argentinische Kakteen aus mittle-

die wissenschaftlich fundierte Informationsvermittlung. Sie ermöglicht Aufklärung über die faszinierenden Anpassungen von

ren und hohen Lagen, wie Lobivien, Maihueniopsis oder Acanthocalycium. Seine regelmässigen Besuche erlauben das Beobachten der Pflanzen im Jahresverlauf, ihren Zuwachs bei der

Sukkulenten und ermöglicht Wertschätzung gegenüber den

Ausbildung von Neutrieben oder das Festhalten von morpholo-

Naturschutz im Ausland investieren könnte.» z Aufgezeichnet von Gabriela Wyss

gischen Eigenheiten im Zusammenhang mit der vorhandenen

Naturstandorten. Schön wäre es, wenn die Sukki auch in den

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Durch das Jahr 2015

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26. Mai

Eröffnung des sa-

nierten Steingartens durch die Direktorin von Grün Stadt Zürich, Christine Bräm. Dem zahlreich erschienenen Publikum präsentierten sich eine Auswahl typischer winterharter Sukkulenten, gegliedert in geografische Bereiche zusammen mit passenden Begleitpflanzen aus der jeweiligen Region. (Bild: Angelika Wey) 2

18. Juni

Einen anderen

Zugang zu musealen Objekten hatten Besuchende im Rahmen des Projektes «GiM – Generationen im Museum» gewählt, das in 31 Schweizer Museen stattfand. Es galt Geschichten zu den selbst gewählten Objekten zu erfinden und zu erzählen. Das liessen sich die Schülerinnen und Schüler einer heilpädagogischen Schule mit ihren Begleitpersonen nicht zweimal sagen. Ihre fantasievollen Geschichten sprudelten nur so aus ihnen heraus. Das Buch zum Projekt «Auf Augenhöhe. GiM – Generationen im Museum» ist im Buchhandel erhältlich. Die Geschichten gibt’s auch online unter generationen-im-museum.ch/de/GIMveranstaltungen (Bild: Anita Affentranger) 3

18. Juni

Zahlreiche Verehrerinnen und Verehrer

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18. August

erwiesen der Königin der Nacht ihre Reverenz und nahmen zur Erinnerung einige Blütenbilder auf den Speicherkarten ihrer

Stadtrat Filippo Leutenegger,

Kameras nach Hause. Nicht auf die Speicherkarten bannen lässt

mierte die Medien in unserem Inforaum über seine ersten 100

sich jedoch der herrliche Duft. Um diesen zu erleben, werden wir

Tage im Amt. Der Inforaum kann übrigens von jedermann ge-

auch 2015 wieder unsere Tore öffnen. Wer den königlichen

mietet werden.

unser oberster Boss, infor-

Newsletter unter www.foerderverein.ch abonniert, erhält rechtzeitig eine Einladung zur Audienz. 4

14. August

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6. September Die Lange Nacht der Zürcher

Museen vereinte für einmal Geschichten, Musik und Mystik. Neu bietet die Sukkulenten-

Sammlung ein lehrplangestütztes Angebot für Schulkassen der

Unter dem Motto «1001 Nacht» genossen unsere Gäste die be-

Mittelstufe an. Dabei verlegen Schülerinnen und Schüler ihr

zaubernde Atmosphäre in den Gewächshäusern oder im illuminierten Steingarten. Zur Vorstellung von Aladdins Wunderlampe

Klassenzimmer für einen Vormittag in die Welt der Dornen und

im Sukkulentenreich gesellten sich die «Fliegende Teppiche», die

wasserspeichernden Pflanzen. Mehr darüber bei stadt-zuerich. ch/sukkulenten unter «Angebote für Schulklassen».

sich als flugfähige Samen entpuppten, und einige weitere Märchenthemen.

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Steiniger Garten und Fliegende Teppiche

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In Gärtners Hand

Oben: Tobias Jörg, der zuständige Reviergärtner, und

Cyrill Hunkeler, im Hintergrund, arbeiten Hand in Hand bei der Pflanzung der frostharten Sukkulenten im Nordamerika-Bereich.

Rechts: Fünf grosse und 9 kleinere bebilderte Informa-

tionstafeln bereichern neu den Steingarten.

Ganz rechts: Echinocereus coccineus ist eine ausgesprochen attraktive Art unter den frostharten Kakteen.

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Pflanzen kommen, Pflanzen gehen

2014 standen Pflanzungen im Steingarten im Zentrum und die Bestandesverjüngung bei den Säulenkakteen aus dem Kastenareal. Leider galt es auch eine Charakterpflanze im Afrikahaus Stück um Stück abzutragen und den Wurzelstock auszugraben.

ÃÃÃÃÃÃÃÃPutzen in all seinen Facetten gehört zu einem Publikumsbetrieb. Regelmässig fischt das Gärtnerteam abgefallene Blüten, vertrocknete Blätter oder aufgeplatzte Früchte aus den Beeten und Vitrinen. Der morgendliche Rundgang mit dem Besen im eigenen Revier gehört genauso dazu wie das regelmässige Säubern der Werkzeuge und das Aufräumen des Arbeitsplatzes. Die Aussenreinigung der Gewächshäuser oder auch des Foyerdaches braucht neben Mut, Stand-

J J J J J J Nach dem aufwändigen Auslichten des

festigkeit auch Konzentration, auch wenn es im August eine angenehme Abwechslung darstellt.

umgebenden Grüns im Steingarten 2013 (siehe Spitze! 2013, S. 10) investierten wir 2014 viel Zeit in die Neupflanzung des Areals. Dank der milden Witterung im Frühling wurde bereits Mitte April der Nordamerikabereich mit frostharten Kakteen bestückt. Die Vorarbeiten für die präzise Platzierung der bebilderten Informationstafeln, als Erweiterung der 2011 in den Gewächshäusern eingeführten Informationsvermittlung, begannen bereits Anfangs April. Hand in Hand arbeitete das Team der Metallwerkstatt der Verkehrsbetriebe Zürich mit Grün Stadt Zürich.

Fortsetzung ≥ ≥ ≥

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In Gärtners Hand

Links: Das fachgerechte Schneiden

und Bewurzeln von Kopfstecklingen dienen dazu, die Vitalität alter Pflanzen auch künftig zu erhalten. Das keilförmige Anschneiden mit einem scharfen, sauberen Messer bewirkt einen guten Wundverschluss, einen direkteren Kontakt mit dem Substrat und somit eine bessere Bewurzelung. Rechts oben: Erst die Verfärbung des Stammes deutete auf einen Fäulnisbefall hin. Cyphostemma currori wurde Stück für Stück mit der Motorsäge zerlegt. Rechts unten: Die in den Stamm ein-

getretenen Bakterien lösten das wasserspeichernde Gewebe auf und bewirkten im Kontakt mit der Luft einen starken, typischen Gestank.

der strassenseitigen Vitrine im Südamerikahaus zu sehen ist. Mit dieser aufwändigen Arbeit ist auch immer die Kontrolle der Pflanzeninventare verbunden. Es gilt zu prüfen, ob der Standort einer Pflanze nach wie vor mit den Angaben in unserer Datenbank übereinstimmt. Daraus leitet sich ein Rattenschwanz von anderen Überprüfungen ab. Dabei wird auch gleich der Bestand aller Individuen einer Art gesichtet.

ÅÅÅÅÅÅÅÅ Jedes Jahr säen wir Dutzende Arten aus, um

SSSSSSSSS Im Afrikahaus mussten wir uns leider im Frühjahr 2014 von der grossen Charakterpflanze Cyphostemma

unsere Pflanzenbestände zu ergänzen – in den letzten beiden Jahren waren darunter auch viele Nicht-Sukkulenten für die

currori verabschieden. Offenbar hat der Rückschnitt der Krone

Begleitpflanzung im Steingarten. Zur Bestandespflege gehören

Afrikahauses im Jahr 2012 (siehe Spitze! 2013, S. 9) der Pflanze nach und nach die Lebensenergie geraubt. Gegen Ende Februar

aber auch «Verjüngungskuren». 2014 waren die vielen Säulen-

im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Mittelbeetes des

kakteen in Töpfen und Kübeln dran: Viele der Pflanzen waren alt

2014 stellten wir fest, dass der Stamm mehrere Faulstellen auf-

und in den unteren Teilen durch Verholzung unansehnlich gewor-

wies. Wir konnten die Pflanze nicht mehr retten – leider, und der

den. Wir haben von den meisten Arten Kopfstecklinge geschnit-

Stamm und die Wurzeln wurden am 23. April 2014 entfernt.

ten und erfolgreich bewurzelt. Diese «Jungpflanzen» ersetzen die unansehnlichen Ursprungspflanzen nach und nach, wie in

Tröstlich ist, dass die Lücke nur von kurzer Dauer war: Durch Nachpflanzungen war sie bis Ende Juni rasch gefüllt.

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Unsere Sukki

Pensionierung Theo Schmidiger, Reviergärtner stiess 1998 zum Team. Er brachte einen grossen Erfahrungsschatz aus seiner leiten-

Sukki Team

den Tätigkeit als Meister und Obergärtner

Das Team der Sukkulenten-Sammlung sitzt im Grosspflanzenhaus unter der üppigen Beaucarnea recurvata (von links nach

en mit. Dank seiner fundierten Ausbildung pflegte er rasch Sukkulenten aus

rechts): Stefan Böhi (Reviergärtner seit November 2014), Balz

verschiedensten Klimazonen; zuletzt die

Schneider (Obergärtner), Cyrill Hunkeler (hinten, Reviergärtner),

Pflanzen in den Schauhäusern Afrika und

Tobias Jörg (vorne, Reviergärtner), Urs Eggli (wissenschaftlicher Mitarbeiter), Gabriela S. Wyss (Leiterin), Christina Rüeger (Reviergärtnerin), Priska Gisi (Sekretariat und Öffentlichkeitsarbeit) und Johann Kammerhofer (Reviergärtner).

in verschiedenen Zierpflanzen-Gärtnerei-

Wir über uns

Nordamerika, die dazugehörenden Hintergrundgewächshäuser sowie verschiedene Frühbeetkästen. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die beispielhafte Etablierung des Nützlingseinsatzes in seinem Revier. Inzwischen werden Nützlinge in allen Schauhäusern eingesetzt. Er kümmerte sich auch gerne um unsere technischen Einrichtungen.

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Neueintritt

Wer jubiliert?

Stefan Böhi, Reviergärtner nahm im November 2014 seine

z 20 Jahre: z 5 Jahre:

Tätigkeit auf. Er ist gelernter Stauden- und Kleingehölzgärtner

Christina Rüeger, Reviergärtnerin, 1.7.1994 Gabriela S. Wyss, Leiterin, 1.1.2010

und Landschaftsarchitekt (BSc FH). Erfahrungen in der Kultivierung von Sukkulenten bringt er aus dem Hobbybereich mit, wo er verschiedene Orchideen- und Kakteengattungen pflegt. Sein

Nachruf

langjähriges Engagement als Pfadileiter sowie seine vergangene Lehrtätigkeit an der Hochschule für Technik in Rapperswil

Im August 2014 ist der Reviergärtner und ehemalige Arbeitskol-

machen ihn zum geeigneten Botschafter unserer faszinierenden

rung 2013 berichtet (Spitze! 2013, S. 12). Es waren ihm nur rund

Pflanzenwelt und deren Anpassungsfähigkeiten.

2 Jahre seiner wohlverdienten Pension vergönnt. Wir sind sehr

lege Jan Dijkstra verstorben. Wir haben über seine Pensionie-

traurig.

Praktikum Martina Ramel war bei uns vom 7. Oktober 2013 bis zum 14. März 2014 als Praktikantin mit einem 80% Pensum angestellt. Als angehende Biologin mit abgeschlossenem Primarlehrerdiplom

Das

2014

Jahr in Zahlen

Im Jahr 2014 besuchten uns rund 40 000 Menschen aller Altersgruppen. Dabei bots für die Mittelstufe betraut. Dabei entbegrüssten wir während 6 Matineen 154 standen ein ausführlicher Leitfaden für LehrPersonen. Seit November 2014 führen wir die personen für einen individuellen KlassenbeMatineereihe sowohl um 11 Uhr als auch um such in der Samm13 Uhr durch. Bei den 39 kostenpflichtigen lung und Führungen begrüssten wir 594 Personen. Im UnterrichtsmaterialiWeiteren haben 15 Ferien-/Freizeitangebote en zur Vorbereitung für 151 Kinder stattgefunden. Die Broschüre im Schulzimmer. Mit «Auf Kaktus-Safari mit Sara Dorn» wurde ihrem grossen Zei430-fach verkauft. Unser Inforaum wurde chentalent illustrierte 6 Mal für Seminarien, Apéros oder Vereinssie die Unterlagen anlässe gebucht. Der kleine Pflanzenverkauf gleich selber. in Selbstbedienung generierte Einnahmen im Umfang von 20 146 Franken, was rund 3 700 verkauften Pflanzen Freiwilligenarbeit entspricht. Der Absatz von Kakteenerde umfasste 92 Einheiten à 22 l, 203 à 5 l, 358 à 2.5 l und 664 à 0.5 l; Die promovierte Mikrobiologin Maria Sanchezinsgesamt also rund 4,27 m³ Substrat. Der Contreras unterstützt uns seit Mai 2013 regelSamenverkauf belief sich auf 1267 Portionen. mässig bei der Bearbeitung der einIm Rahmen des Internationalen Samengehenden Literatur. Mit viel tauschs verschickten wir 219 Kataloge an BotaSachkenntnis und Liebe zum nische Gärten und Pflanzensammlungen weltweit; Detail hat sie im Rahmen davon machten 81 von einer Bestellung Gebrauch. ihrer wöchentlichen Einsätze Dabei boten wir 185 verschiedene SamenpositioHunderte Literaturzitate in nen an. Abschliessend verschickten wir 1291 unsere Samenportionen. Samen von Talinella Datenbank pachypoda und Lithops schwantesii eingetippt. Eine var. marthae wurden 24 bzw. 23 Mal wunderbare Entlastung angefordert und ragten somit beim – Danke, Maria! Samentausch 2014 obenaus. Unsere Präsenzbibliothek bietet auf Anmeldung 391 Zeitschriftenserien, 4198 Bücher und 7225 Separatdrucke. war sie mit der Erarbeitung eines Schulange-

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Zusammenarbeit

Am Eröffnungstag der Stadtgärtnerei vom 1. November 2014 fällt im neu erbauten Subtropenhaus eine Person besonders auf. Ihr gelbes T-Shirt mit der Aufschrift «Information» leuchtet auffällig zwischen den Tischreihen mit den dornigen Pflanzen hervor. Martin Derungs, langjähriger Mitarbeiter der Stadtgärtnerei Zürich und verantwortlich für eines der kürzlich wiedereröffneten Schauhäuser, hat es sich übergezogen. Am Eröffnungstag ziehen Besucherströme neugierig vorbei. Der Zusatz im Namen der Stadtgärtnerei «Zentrum für Pflanzen und Bildung», weist auf den Wandel in der Ausrichtung zum grünen Kompetenzzentrum rund um urbanes Gärtnern und Natur in der Stadt hin. Geduldig steht der Mann im gelben T-Shirt den Besuchenden im Subtropenhaus mit dem Schwerpunkt madagassischer Sukkulenten Rede und Antwort. Dieses Haus ist auch ein wichtiger Arbeitsort für ihn. Hauptsächlich stehen hier grosse Pflanzen, die in der Sukkulenten-Sammlung keinen Platz finden – nach der Eröffnung unseres Holzsukkulentenhauses im April 2013 verfügen wir nur noch über minimale Flächen im Hintergrundbreich. Martin Derungs’ Augen blitzen, er legt sich ins Zeug und entfacht beim Gegenüber Begeisterung für diese bizarren Pflanzen. Wer hätte gedacht, dass es nicht nur eine Christusdorn-Wolfsmilch gibt, sondern eine fast unendlich erscheinende Vielfalt ähnlich aussehender und doch verschiedener Arten? Wer lässt sich nicht in den Bann der fast nur aus Dornen bestehen-

Sukkulenten im Zentrum für Pflanzen und Bildung

den Wolfsmilch Euphorbia stenoclada ziehen? Oder der dornigen Stämme der Pachypodien?

Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Team der Stadtgärtnerei werden dort im Winter auch unsere Kübelpflanzen, v.a. Agavenarten, untergebracht. Martin Derungs hat sich zwischenzeitlich viel Kenntnis in der Bestäubung von Pachypodien, Uncarina und anderen für Madagaskar typischen Verwandtschaften erworben. So kann Saatgut für die Weitergabe innerhalb des internationalen Samentausches unter

den Botanischen Gärten weltweit gewonnen und aktiv zur Erhaltung der typischen Pflanzen der trockenen Klimazone Madagas-

Martin Derungs pflegt seit vier Jahren diese über 1000 Individu-

kars beigetragen werden. Die in der Stadtgärtnerei gepflegten

en umfassende Sammlung, die Grün Stadt Zürich 2010 von Walter Röösli, Zürich, erwarb. Aus den erwähnten Platzgründen

Sukkulenten sind auch eine wichtige Ressource für grosse

hat der grösste Teil der Sammlung vorläufig ihren Platz im grosszügigen Cabriohaus mit den gut 5 m hohen Seitenwänden. Im

Schaupflanzen, wenn es bei uns zu Neupflanzungen in Mittelbeeten (z.B. 2016 für das Madagaskarhaus geplant) kommt. z Gabriela Wyss

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Aktuell

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ Fünf Jahre ohne Wechselausstellung! Nach mehr als einem Jahr Vorarbeit ist es 2015 wieder so weit. Wir nehmen uns das Thema der Sukkulenten im Stammbaum der Pflanzen vor. Oftmals herrscht Verwirrung: Warum sehen all die stammsukkulenten Wolfsmilchgewächse den Kakteen so ähnlich? Sind Aloe und Agaven verwandt, weil sie mit ihren Rosetten ähnlich aussehen? Ähnlich und nicht verwandt sowie verwandt und ganz anders – da braucht es Durchblick in der Vielfalt der Sukkulenten.

Wir stellen uns der Herausforderung und bauen das Fokus­ thema in unsere Schausammlung ein. Da wird einiges anders!

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ Die Kampagne «Forschung live» macht vom 12. 8. bis 16. 8. 2015 Halt in Zürich. Die Akademie der Naturwissenschaften (ScNat) feiert ihr zweihundertjähriges Bestehen und möchte damit die Naturwissenschaften und ihre Errungenschaften einer breiten Bevölkerung aufzeigen. Im Rahmen unseres Fokusthemas sind wir mit einem abwechslungsreichen Programm Teil der Kampagne. Bringen Sie uns z.B. ihren namenlosen Kaktus oder tauchen sie in die Verwandtschaftsverhältnisse ihres Dickblattgewächses ein. stadt-zuerich.ch/sukkulenten und forschung-live.ch

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ Mammillaria zeilmanniana, ein Vertreter der grossen Gat-

tung der Warzenkakteen, ist Kaktus

Kakteen-Gesellschaft, der Deutschen Kakteen-Gesellschaft, und der Gesellschaft österreichischer Kakteenfreunde verliehen. Die-

Was bringt 2015?

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ Aufgepasst, Sukkulenten-Fans und solche, die es werden

wollen! Am Wochenende vom 25./26. April findet die Jahres­

hauptversammlung der Schweizerischen Kakteengesellschaft in Zürich, im Novotel am Tur-

binenplatz, statt. Ein Pflanzenverkauf, verschiedene Vorträge und eine Führung in der Sukkulenten-Sammlung bereichern das Programm. kakteen.org

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ Sind sie Lehrperson der Mittelstufe? Entdecken Sie die

des Jahres 2015.

Dieser Titel wird seit 2008 gemeinsam von der Schweizerischen

ser Kaktus macht auch ausserhalb der Blütezeit einen attraktiven Eindruck. Die weissen, haarartigen Rand- und rötlichen Mitteldornen sind dafür verantwortlich. Erst in jüngster Zeit ist er wieder vermehrt im Handel anzutreffen, galt er doch vor drei Jahrzehnten als Anfängerkaktus schlechthin in den Sammlungen der Liebhaber.

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ Unser Förderverein hat uns im Herbst 2014 neue, leichte Klapphocker,

so richtige Museumshocker, ermöglicht. Diese erlauben das bequeme Sitzen beim Zeichnen in der Sammlung oder beim Zuhören während Führungen oder anderer Veranstaltungen. Sie stehen bei Anlässen bereit oder können auch selbständig aus dem Inforaum bezogen werden. Herzlichen Dank an den Förderverein!

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ Unserem Wunsch nach

einer Stereolupe wurde entsprochen! Eine aufmerk-

faszinierende Welt der Sukkulenten mit ihren Schülern. Wir bieten neu ein kostenloses Schulangebot «Auf

same Leserin der letztjähri-

Kaktus-Safari mit Sara Dorn für Schulklassen», das sie mittels

ten-Sammlung getroffen»

eines ausführlichen Leitfadens befähigt, die Inhalte für die Vor-

und gleichzeitig grosser Fan

bereitung im Klassenzimmer und den folgenden Rundgang in

der Sammlung hat uns 2014 eine Lupe geschenkt. Wir

der Sammlung aufzubereiten. Das Thema kann innerhalb von

gen Rubrik «In der Sukkulen-

«Mensch und Umwelt» abgehandelt werden und stützt sich auf den Zürcher Lehrplan. Die Dokumente sind auf unserer Webseite

haben sie während eines

unter «Angebote für Schulklassen» erhältlich. stadt-zuerich.ch/

geweiht. Ein grosses Danke-

sukkulenten

schön!

Herbstferienangebots ein-

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2015 Sukkulenten-S Termine und Themen aktuell unter stadt-zuerich.ch/ sukkulenten

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Veranstaltungen

Woche der Bota­ nischen Gärten und Pflanzen­ sammlungen der Schweiz

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9. BOTANICA 2015:

Matineen 2015

In der Matineesaison 2014/15 dreht sich alles um «Reif für die Insel». Wir besuchen eine Reihe von Inseln mit Sukkulentenvorkommen und stellen Pflanzengruppen vor, die einen besonderen Bezug zu Inseln haben. z Inselsukkulenten: Warum so anders? SO 15. Februar — Führung z Sukkulentenparadies Madagaskar — Vortrag. SO 15. März. Neu je 11– 12 und 13 – 14 Uhr JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Sara Dorn erklärt die Sukkulenz z Familiensonntag

SO 19. April, 9 – 16 Uhr Unser Reviergärtner nimmt Kinder von 9 – 13 Jahren auf den Erlebnisrundgang mit. Unser Botaniker erklärt der erwachsenen Begleitung die Phänomene der Sukkulenz. Degustation des essbaren Feigenkaktus. z Kinder-Ferienprogramm MI 22. April und MI 29. April, je 13.30 – 16 Uhr Ein Reviergärtner begleitet den Erlebnisrundgang und steht Red und Antwort. Information unter stadtzuerich.ch/sukkulenten

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Fokus­ ausstellung «Alles Kaktus?» k FR 12. Juni 2015 bis JJJJJJJJJJJJJ

Wo Geschichten wachsen SA 9. Mai, 14 – 16 Uhr Im Generationen-Tandem, z.B. Gotte und Gottikind oder Grossvater und Enkel, lernen Sie unsere Sammlung kennen, erfinden eine Geschichte und verbringen einen unterhaltsamen Nachmittag mit einer kulinarischen Überraschung. Gratis, Anmeldung: sukkulenten@zuerich.ch oder +41 44 412 12 80 Siehe auch generationen-immuseum.ch/de/GiMVeranstaltungen JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Kakteenmarkt

SA 30. Mai, 11 – 18 Uhr Das vielseitige und mit Raritäten gespickte Angebot an Sukkulenten wird ergänzt durch den Verkauf von Substrat, Zubehör und Büchern. Beratung, Umtopfservice und eine Cafeteria runden den Anlass ab. Organisiert durch Zürcher Kakteengesellschaft, mit Unterstützung des Fördervereins.

SO 10. Januar 2016 Sukkulentenvielfalt im Stammbaum der Pflanzen.

«Forschung live» MI 12. – SO 16. August Tourneehalt in Zürich. Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) feiert ihr 200-Jahr-Jubiläum, und die Sukkulenten-Sammlung feiert mit! Anhand der Fokusausstellung «Alles k Kaktus?» erklären wir aktuelle Forschungsthemen aus der Botanik der Sukkulenten. Bei uns finden statt: z Kinderworkshops, z Führungen für Erwachsene, z Aktionstag

«Sukkulenten bestimmen», z Aktionstag «Wasserspeicherung», z Lesung.

Kinderveranstaltungen mit Anmeldung; Detailprogramm unter stadt-zuerich.ch/ sukkulenten und forschung-live.ch.

«Pflanzen und Farben» z Von der wunderbaren Verwandlung der Cochenille-Schildlaus zum Kardinalspurpur SA 13. Juni, 13.30 – 15.30 + FR 19. Juni, 9.30 – 11.30 Uhr Workshop und Führung mit Walburga Liebst. Lernen Sie die Geschichte des Cochenille-Farbstoffs kennen und färben Sie damit. Verkostung von mit Cochenille gefärbten Süssigkeiten. Kosten: CHF 15.– pro Person. Anmeldung bis 11. Juni: sukkulenten@zuerich.ch oder +41 44 412 12 80. z Wie findet der Nachtfalter die Königin? Führung mit Urs Eggli. MI 17. Juni, 18 – 19 Uhr Blütenfarben und -düfte sind für eine erfolgreiche Bestäubung wichtig. Wir stellen verschiedene Beispiele aus der Welt der Sukkulenten vor. z Von Zebras und Erdbeeren bei den Sukkulenten Führung mit Balz Schneider. DO 18. Juni, 10.30 – 11.30 Uhr Wer kennt ihn nicht, den gelbpanaschierten Bogenhanf oder die erdbeerähnlichen leuchtendroten Kakteenpfropfungen. Was steckt dahinter und wie überleben diese Pflanzen trotzdem?

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n-Sammlung Zürich JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Königin der Nacht

Eine Attraktion der besonderen Art. Öffnungszeit am Abend der Blüte: 21.30 – 24 Uhr, Juni oder Juli Weil das Datum nicht exakt vorausgesagt werden kann, informieren wir Sie gerne per Mail. Anmeldung für die kurzfristige Bekanntgabe des Datums: foerderverein.ch/ koenigin JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Lange Nacht der Zürcher Museen k Thema «Alles Kaktus?»

SA 5. September, 19 – 2 Uhr Verführung in den Gewächshäusern, mit Verpflegung. Programm: langenacht.ch JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Matineen 2015/2016

SO 15. Nov., SO 13. Dez., SO 27. Dez. Extramatinee, SO 17. Jan., SO 21. Feb., SO 20. März, je 11 – 12 Uhr + 13 – 14 Uhr

Weitere Angebote JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Ausprobieren können Themen wie Wasserspeicherung, Verdunstungsschutz oder der Nutzwert sukkulenter Pflanzen erforscht werden. Booklet mit Aufgaben ist vor Ort für CHF 5.– erhältlich (3er-Set für CHF 10.–). JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Ferienangebote für Kinder

Nachfolgende Ferienangebote sind nur über unsere externen Partner buchbar. WWF: wwf-zh.ch/jugend Pro Juventute: projuventute. ch/ferienplausch Schulamt: stadt-zuerich.ch/ ferienangebote Frühlingsferien

7 – 10 Jahre:

z Kaktusfeige – Wunder-

welt der Sukkulenten DI 21. April und DO 23. April, je 13.30 – 16.30 Uhr Angebot nur für Stadtzürcher Schulkinder. Buchen über Schulamt (Anmeldefrist 2. – 20. März) Sommerferien

6 – 8 Jahre:

z Essbare Kakteen DO 16. Juli, 9.30 – 11.30 Uhr (Buchen über Pro Juventute) DO 6. August, 9.30 – 11.30

Angebote für Kinder

Uhr (Buchen über WWF)

Täglich 9 – 16.30 Uhr

z Sukkulentengarten

9 – 13 Jahre:

z «Auf Kaktus-Safari mit Sara Dorn», ein interaktiver Erlebnisrundgang entlang von 7 Stationen in 3 Gewächshäusern. Durch Beobachten, Rätseln und

9 – 12 Jahre: gestalten

DI 14. Juli, 9.30 – 11.30 Uhr (Buchen über WWF) DO 23. Juli, DI 4. Aug., DO 13. Aug., je 9.30 – 11.30 Uhr (Buchen über Pro Juventute)

12 – 15 Jahre:

z Fotosafari zur Makrofotografie DI 21. Juli, 9 – 12 Uhr (Buchen über Pro Juventute) z Sukkulentengarten gestalten und Aussenbeet bepflanzen DI 11. August, 9.30 – 11.30 Uhr (Buchen über Pro Juventute) Herbstferien Programm in Planung ≥ ab 24. August unter stadtzuerich.ch/ferienangebote JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Angebote für Schulklassen

Mittelstufe 5,6:

z Naturschulen – Vertiefungsthema Biodiversität: Entdecken, Handeln, Forschen Schuljahr 2015/2016 mit den Lernorten Naturschule Allmend und SukkulentenSammlung Zürich. Lehrpersonen buchen über stadt-zuerich.ch/naturschulen

Mittelstufe 4,5,6:

z Auf Kaktus-Safari

mit Sara Dorn für Schulklassen MO – FR 9 – 12 Uhr Das Angebot ist lehrplangestützt und kostenfrei. Es besteht aus Arbeitsblättern für das Schulzimmer und einem Besuch in der Sammlung. Information und ausführliche Dokumentation unter stadtzuerich.ch/sukkulenten «Angebote für Schulklassen».

JJJJJJJJJJJJJJJ

GiM – Generationen im Museum Fördert Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Generationen in Museen der Deutschschweiz mit Fachtagungen, Workshops und Vernetzungstreffen. 50 Museen machen mit – auch wir! GiM ist ein Angebot des Migros-Kulturprozent. JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Pflanzenberatung Kostenlose Beratung bei Fragen zur Pflege, Düngung, Schädlingsbekämpfung usw. Mittwochs von 14 – 16 Uhr; per Telefon: +41 44 412 12 84 oder in der Sammlung. Ein Umtopfservice wird nur während dem Kakteenmarkt am SA 30. Mai angeboten. JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Verkauf

Spezialpflanzen, diverse Samenmischungen, Substrat in verschiedenen Gebinden, unser Ausstellungsführer und die Broschüre zur KaktusSafari sind vor Ort, in Selbstbedienung, erhältlich. JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJ

Führungen à la carte

Führungen für Kinder und Erwachsene nach Vereinbarung, deutsch oder englisch. Preise und Termine auf Anfrage.

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Abschied

Abgesehen von den Leiterinnen und Leitern ist wohl kein Name so eng mit der Sukkulenten-Sammlung verknüpft wie derjenige von Werner Uebelmann. Am 1. März 2014 ist er im Alter von beinahe 93 Jahren nach einem reich erfüllten Leben verstorben. Der Weg zu den Kakteen war dem auf einem Bauernhof im Kanton Aargau aufgewachsenen Werner Uebelmann keineswegs vorgezeichnet, wie den biographischen Notizen in der Sukkulentenwelt Nr. 10 vom September 2005 zu entnehmen ist. Dank der damals noch «Städtische Sukkulenten-Sammlung» genannten Institution kam es aber anders: Werner Uebelmann arbeitete damals als Chauffeur in Zürich. In der dienstfreien Zeit war er zuerst mehr zufällig, doch schon bald regelmässig als Besucher in der SukkulentenSammlung anzutreffen. Das aufkeimende Interesse an den Kakteen entwickelte sich zu einer Leidenschaft, die sein Leben bestimmen sollte. Dass

In memoriam Werner J.Uebelmann 16. Mä

schliesslich sogar eine Gattung brasilianischer Kakteen – Uebelmannia mit drei Arten –

Kultur ein. Schon nach den ersten Reisen kamen

nach Werner Uebelmann benannt wurde, zeugt von seinem lan-

dank der persönlichen Kontakte zwischen Werner

gen und intensiven Wirken im weiten Feld der Kakteenkunde.

Uebelmann und dem damaligen Leiter der Sukkulenten-Sammlung, Hans Krainz, Samen und Pflanzen

Seinen Chauffeurberuf hängte Werner Uebelmann nach einigen

aus Brasilien auch in die Gewächshäuser am My-

Jahren an den Nagel, und 1958 gründete er zusammen mit

thenquai. In grosszügiger Weise unterstützte Werner

seiner Frau Rösly eine Kakteengärtnerei, die unter dem Namen su-ka-flor innerhalb weniger Jahre weit über die Grenzen der

Uebelmann die Sammlung immer wieder durch Schenkungen umfangreichen Materials, so z. B. im

Schweiz hinaus bekannt und geschätzt wurde. Der anfangs

Frühjahr 1987 mit rund 1200 Exemplaren. Auch als er

kleine Betrieb war zuerst in Zürich domiziliert, musste aber aus Platzgründen bald nach Wohlen und schliesslich nach Sarmens-

2009 aus Altersgründen seine geliebte private Pflanzensammlung aufgeben musste, kam erneut eine

torf verlegt werden.

grössere Anzahl Pflanzen zu uns. Ein grosser Teil der heute vor allem im Mittelbeet und der Seitenvitrine

Werner Uebelmanns Verdienst ist es, ab Mitte der 1960er Jahre

des Südamerikahauses gepflegten brasilianischen

die brasilianischen Kakteen bekannt gemacht zu haben. Zusammen mit dem brasilianischen Partner Leopoldo Horst entdeckte

Kakteen stammt aus seinen Aufsammlungen – über

er auf seinen zahlreichen Reisen viele für die Wissenschaft da-

von Herbarbelegen, sind ein bleibendes Andenken an die Verdienste von Werner Uebelmann. z Urs Eggli

mals völlig unbekannte Arten und führte sie – in jenen Jahren noch ohne die Notwendigkeit spezieller Bewilligungen – in die

900 Pflanzen! Diese Vielfalt, ergänzt durch Hunderte

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. März 1921 – 1. März 2014

Ganz oben: Im Jahr 1967 benannte der holländische Kakteenspezialist Albert Buining die Gattung Uebelmannia zu Ehren von Werner Uebelmann. Uebelmannia umfasst heute drei Arten, darunter die hier abgebildete Uebelmannia pectinifera. Die Pflanzen sind eher heikel in der Kultur und wachsen nur langsam. Oben/links: Werner Uebelmann 1988 im brasilianischen Kakteenbusch, zusammen mit zwei lokalen brasilianischen Begleitern.

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Reportage

Sokotra: Flaschenbaum und andere Wunder 20

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Der Sokotra-Archipel liegt abgelegen und noch fern vom Massentourismus. Flora und Fauna zeichnen sich durch eine grosse Vielfalt aus und gewähren Reisenden und Forschenden unvergessliche Einblicke in eine einzigartige Natur. Auch Sukkulenten gehören dazu. Der Obergärtner Balz Schneider besuchte die geheimnisvolle Insel im Rahmen einer privaten Reise im Oktober 2013. Der Tag beginnt und endet rustikal. Wir sitzen an wackligen Holztischen. Irgendwo hinter dem grob gemauerten Steinbau brummt ein Generator. Der eilfertige Kellner, ein etwa 15-jähriger Junge, bringt den jemenitischen Klassiker Foul, das ist Bohnenmus. Dann sprintet er in die glutheisse Backstube und kommt mit knusprigem Fladenbrot zurück. Vorwitzige Ziegen streichen um die Tische, auch ein paar Schmutzgeier lauern in geringer Fluchtdistanz. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit und schon schlagen sich die umherstreunenden Ziegen den hungrigen Magen voll. Wir befinden uns in

umwälder

Hadibo, dem Hauptort der Insel Sokotra. Der zur Republik Jemen gehörende Sokotra-Archipel besteht aus vier Inseln und liegt am Ostausgang des Golfs von Aden, rund 200 km vom Horn von Afrika entfernt und 350 km südlich der Arabischen Halbinsel. Sokotra, die Hauptinsel, ist etwa halb so gross wie Korsika.

Adenium, auch bekannt als Wüstenrose, erreicht auf Sokotra eine Höhe von bis zu fünf Metern. Ihre Verwandten in Afrika und Arabien bleiben wesentlich kleiner. Im März ist die Hauptblütezeit der Adenien auf Sokotra.

Vor rund 30 Mio. Jahren tat sich der Golf von Aden auf und Afrika löste sich von Arabien. Später spaltete sich Sokotra von Afrika ab und driftete Richtung Osten in den Indischen Ozean. Seit 2008 gilt Sokotra als UNESCO Weltnaturerbe.

Fortsetzung ≥ ≥ ≥

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Reportage

Im bergigen Inselinnern leben die Sokotri noch heute weitgehend traditionell. Sie betreiben Ziegenzucht, haben ein paar Zwergrinder und Kamele, die Fleisch und Milch liefern. Ein Grossteil der heimischen Flora spielt für die Ernährung von Mensch und Vieh eine zentrale Rolle. Entsprechend nachhaltig wurde über Jahrhunderte gewirtschaftet.

Die Flora der Insel ist aufgrund der jahrmillionenlangen Isolation unglaublich vielfältig und reich an Endemiten. Dank dem relativ feuchten ozeanischen Klima konnten auf Sokotra manche Pflan-

Die leuchtend orangeroten Blumen der endemischen Caralluma socotrana sind zur Blütezeit kaum zu übersehen. Die jungen, saftigen Triebspitzen werden von der lokalen Bevölkerung als Gemüse geschätzt. Von den Massen weidender Ziegen hingegen werden sie meist verschmäht.

zenverwandtschaften überleben, die in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel schon längst ausgestorben sind. Das Hagghier-Massiv dominiert den zentralen und östlichen Teil der Insel. Hier erheben sich mehrere Gipfel über 1300 Meter. Während eines Grossteils des Jahres hängen hier schwere Wolken. Regen und hohe Taubildung prägen die mehrheitlich immergrüne Vegetation in dieser Zone. Hier finden wir Reliktwälder

In mittleren Höhenlagen ist das Klima meist deutlich trockener.

des Drachenblutbaumes (Dracaena cinnabari). Die Mehrzahl

eine grosse Vielfalt an Sukkulenten wächst. Das Landschaftsbild

dieser imposanten schirmförmigen Bäume wird auf ein Alter von

prägen oft die kolossalen dickstämmigen Sukkulenten Adenium

400 bis maximal 600 Jahre geschätzt. Aufgrund fehlender Jahrringe ist eine exakte Altersbestimmung nicht möglich. Schon

obesum ssp. socotranum und Dendrosicyos socotranus. In unmittelbarer Nachbarschaft finden wir auch die baumförmig

Marco Polo soll beim Anblick der Wälder verzaubert gewesen

wachsende Euphorbia arbuscula und die kaktusförmige, knapp

sein. Über Jahrhunderte war die Insel auch bekannt für den Export von echtem Weihrauch (Boswellia sp.), von Myrrhe (Commi-

Lebensraum verschiedenster sukkulenter Hundsgiftgewächse

phora sp.) und dem eingedickten Saft von Aloe perryi, der als Gummi Verwendung fand.

Wir befinden uns im halbimmergrünen Buschland, der Zone, wo

kniehohe Euphorbia spiralis. Der Sukkulentenbusch ist auch (Apocynaceae) aus der Verwandtschaft der Aasblumen. z Text: Balz Schneider

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Werden Sie Mitglied des Fördervereins www.foerderverein.ch Ihr Tor zur fabelhaften Welt der Sukkulenten! 1996 gegründet, hat sich der Förderverein der Sukkulenten-Sammlung Zürich zum Ziel gesetzt, sich bei Behörden und in der Gesellschaft aktiv für den Erhalt dieser weltweit einzigartigen Sammlung von über 6500 Arten von Kakteen und anderen Sukkulenten einzusetzen. Der Förderverein ermöglichte z. B. Projekte wie den Erlebnisrundgang für Kinder «Auf KaktusSafari mit Sara Dorn» oder übernimmt Kosten für Referenten oder die Werbung für die mehrmals jährlich stattfindenden Matineen. Alle Mitglieder erhalten die offiziellen Publikationen der Sammlung und werden zu Vernissagen und Veranstaltungen wie auch zur jährlich stattfindenden Generalversammlung speziell eingeladen. Mit der Bezahlung des ersten Mitgliederbeitrags werden Sie Mitglied. Mit CHF 50.– werden Sie Einzelmitglied, mit CHF 200.– Kollektivmitglied und mit CHF 500.– Gönner. Spenden in jeder Höhe sind sehr willkommen. Ihren Mitgliederbeitrag zahlen Sie bitte ein (unter Angabe von Name und Adresse): Förderverein der Sukkulenten-Sammlung Zürich, 8038 Zürich Zürcher Kantonalbank, IBAN: CH56 0070 0111 7000 1898 4 oder mittels Kreditkarte unter: paypal@foerderverein.ch

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Fenster zur Wissenschaft

Links: Adansonia

grandidieri – eine ausgewachsene Herausforderung für die Wissenschafter! (Bild: P. Ryckewart) Unten links: Der

2009 auseinandergefallene GlencoeBaobab (Adansonia digitata). Die Pfeile bezeichnen die Höhlungen im Holzkörper. (Bild: A. Patrut) Unten rechts: Der

Nachtfalter Coelonia solani beim Besuch einer Blüte von Adansonia madagascariensis. (Bild: O. Razanamaro)

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Wissenschaft verblüfft! Die Fülle der wissenschaftlichen Forschungsresultate, die Jahr für Jahr veröffentlicht werden, ist unglaublich. Wer bestäubt die madagassischen Baobab-Arten? Wie lange dauert es, bis ein Kakteensame den Vogeldarm passiert hat? Das sind nur zwei von vielen Fragen, zu denen wir dank akribischer (und oft auch körperlich anstrengender) Forschungsprojekte jetzt eine Antwort haben.

Röhre. Für die langröhrigen Arten wie A. madagascariensis oder A. rubrostipa haben die Forscher nun dank ihrer Kletterkünste frühere, zufällig zustandegekommene Beobachtungen bestätigt, dass hier verschiedene Nachtfalter regelmässige Besucher sind. Bei kurzröhrigen Arten wie A. grandidieri ist die Bestäubung durch Lemuren sowie Fledermäuse schon seit einiger Zeit bekannt, aber auch Nachtfalter besuchen die Blüten. Die Nachtfalter sind dabei wohl keine Bestäuber, sondern eher Nektardiebe, denn dank ihrer langen Zunge, mit der sie den Nektar auflecken, kommen sie der Blüte nicht nah genug, um auch Blütenstaub aufzunehmen. Bei den langröhrigen Arten hingegen müssen die

Wer besucht den Baobab?

Nachtfalter sich der Blüte viel stärker nähern, und werden dabei – so die Theorie – mit Blütenstaub eingepudert. Ob das wie vermutet funktioniert, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Die Bestäubungsbiologie, d.h. die Untersuchung, wie Blüten be-

Den Forschern bleibt nichts anderes übrig, als noch viele Male auf die grossen Baobab-Bäume zu klettern, bis alle Fragen ge-

stäubt werden, ist ein hochinteressantes Forschungsgebiet.

klärt sind.

Ohne Bestäubung gibt es keine Samen, und ohne Samen können sich Pflanzen nicht auf Dauer halten. Entsprechend wichtig

Ryckewaert, P., Razanamaro, O., Rasoamanana, E., Rakotoarimi-

ist es für die Pflanzen, für eine sichere Bestäubung zu sorgen.

haja, T., Ramavovololona, P. & Danthu, P. (2011): Les sphingidae,

Für kleinwüchsige Pflanzen ist das Studium der Bestäubungsbiologie eine einfache Sache, und in erster Linie eine Frage von

probables pollinisateurs des baobabs malgaches. Bois Forêts Trop. 307(1): 55-68, ills.

viel, viel Geduld. Je grösser die Pflanzen aber sind, desto schwieriger gestaltet sich die Forschungsarbeit, wie das Bild eines madagassischen Baobabs zeigt: Ein geradezu halsbrecherisches Unterfangen, das Schwindelfreiheit und Kletterkenntnisse voraussetzt. Ein madagassisch-französisches Team hat nun

Baobab – alt, älter, am ältesten

kürzlich erste Erkenntnisse zur Bestäubung der madagassischen Arten publiziert: Die Blüten aller bekannten neun Baobab-Arten öffnen sich

Die Frage, wie alt die riesigen afrikanischen Baobab-Bäume

nachts. Für den afrikanischen Baobab A. digitata ist schon seit langem bekannt, dass seine

tatsächlich sind, taucht immer wieder auf. In populären Quellen finden sich Angaben wie «4000 Jahre» oder «mehrere Tausend

Blüten vor allem von

Jahre». Mit modernen Methoden, die den Zerfall von radioakti-

Fledermäusen bestäubt

vem Kohlenstoff messen, kam man allerdings bisher meist «nur»

werden. Bei den madagassischen Arten sind die Blü-

auf ein Alter von einigen Hundert Jahren. Die bisher älteste Mes-

ten variabel, und je nach Art

Ein Forscherteam hat nun einen Riesenbaum (den Glencoe

bilden die Staubfäden eine

Baobab) untersuchen können. Das Exemplar bestand aus einem formlosen Zentralteil mit mehreren, seitlich ausstrahlenden

kurze oder eine lange

sung lautete 1010 ± 100 Jahre.

Fortsetzung ≥ ≥ ≥

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Fenster zur Wissenschaft

Hauptstämmen. 2009 brach der Baum in zwei Schritten auseinander, und diese Gelegenheit nutzten die Forscher, um an das Holz im Inneren der Stämme zu gelangen. Die Labormessungen ergaben für die verschiedenen Baumteile unterschiedliche Werte. Der jüngste Stamm war nur gerade 230 ± 20 Jahre alt, aber der älteste Stamm lieferte ein sagenhaftes Alter von 1835 ± 40 Jahren! Damit ist das Exemplar nicht nur der älteste Baobab, sondern auch der älteste bekannte und genau datierte Laubbaum. Er keimte zur Zeit, als Marc Aurel römischer Kaiser war und Zürich noch «Turicum» hiess. Das unterschiedliche Alter der verschiedenen Stammteile legt übrigens nahe, dass es sich um einen «Mehrgenerationenbaum» handelt, der aus mehreren, unterschiedlich alten Einzelbäumen entstand, die über die Jahrhunderte zusammenwuchsen. Patrut, A., Reden, K. F. von, Mayne, D. H., Lowy, D. A. & Patrut, R. T. (2013): AMS radiocarbon investigation of the African baobab: Searching for the oldest tree. Nucl. Instrum. Meth. Phys. Res. B 294: 622-626.

Wie der Binsenkaktus auf den Baum kommt Die über dreissig Arten der Gattung Rhipsalis – im Volksmund wegen der drehrunden, dünnen, langen Triebe einiger Arten als Spaghetti- oder Binsenkaktus bezeichnet – wachsen fast immer als Epiphyten auf Bäumen. Ihre weissen Beerenfrüchte ähneln denjenigen unserer Misteln. Die grosse Mehrheit der Arten wächst in Brasilien in saisonal wechselfeuchten Wäldern. Im Gegensatz zu den halbparasitisch lebenden Misteln zapfen die Binsenkakteen aber ihre Trägerbäume nicht an. Alles was sie brauchen, ist ein Platz am Licht. Feuchtigkeit und Nährstoffe

Oben: Fruchtendes Exemplar von Rhipsalis teres.

(Bild: André Guaraldo)

Unten: Euphonia pectorialis (hier ein Männchen) ist einer der

Vögel, der in Basilien dafür sorgt, dass die Binsenkakteen auf die Bäume kommen. (Bild: Dario Sanches/Wikimedia CommonsAttribution-Share-Alike-2.0)

beschaffen sie sich mit ihren Wurzeln aus den Rindenritzen. Einige brasilianische Wissenschafter haben genauer hinge-

niert ausserordentlich rasch, und die Verweildauer der Samen im

schaut, wie die Pflanzen der drei Arten R. baccifera, R. pachyp-

Vogeldarm beträgt im Schnitt lediglich 14 Minuten. Weil das

tera und R. teres auf die Bäume gelangen. Fruchtende Pflanzen von Rhipsalis sowie der gemeinsam vorkommenden Mistelarten

schleimige Fruchtfleisch nur zum Teil verdaut wird, ist der Kot klebrig und wird von den Vögeln an den Ästen der Bäume abge-

werden von mehreren Arten spatzenähnlicher Vögel vor allem

streift – im Gegensatz zu Vögeln anderer Gattungen, die ihren

der Gattung Euphonia besucht. Insgesamt wurde beobachtet,

Kot ins Leere fallen lassen. Euphonia-Arten sind deshalb aus

dass während 40 Vogelbesuchen 248 Früchte gefressen wurden.

Sicht der Binsenkakteen eindeutig die besseren Besucher, zu-

Die Autoren untersuchten auch das Schicksal der gefressenen

rascher keimen als «unbehandelte» Samen.

mal die Samen dank der Passage durch den Vogeldarm auch

Früchte bzw. der Samen. Die Früchte enthalten 89 – 94% Wasser sowie als hauptsächlichen Nährstoff Zucker. Die Vögel fressen nur das schleimige Fruchtfleisch mit den Samen, während die

Guaraldo, A. de C., Boeni, B. de O. & Pizo, M. A. (2013): Specialized seed dispersal in epiphytic cacti and convergence with mistle-

Fruchthaut abgestreift wird. Die Verdauung der Vögel funktio-

toes. Biotropica 45(5): 465-473.

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Lange Dornen gegen Parasiten Die beiden Säulenkakteen Echinopsis chiloensis und Eulychnia acida sind im mittleren Chile häufige und landschaftsbestimmende Arten. Ihre Bedornung ist sehr variabel. Bei E. chiloensis etwa können die Dornen über 20 cm Länge erreichen. Beide Arten sind Wirtspflanzen für die vollparasitische Pflanze Tristerix aphyllus (Loranthaceae). Der Parasit dringt bei der Keimung in das sukkulente Gewebe ein und entwickelt sich von aussen unsichtbar über mehrere Jahre im Inneren der Triebe. Erst bei Erreichen der Blühreife erscheinen die verzweigten Blütenstände und die zahlreichen, leuchtend roten Blüten machen die Kakteen zu einem Blickfang. Die weisslichen Beerenfrüchte werden in erster Linie vom Vogel Mimus thenca (Chilean Mocking Bird) gefressen. Wenn der Vogel auf der Triebspitze eines Kaktus sitzt, landen die mit dem Kot ausgeschiedenen Samen häufig auf den Dornen, wo sie kleben bleiben. Bei der rasch einsetzenden Keimung erscheint eine lange Keimwurzel, die Richtung Kaktusoberfläche wächst, dort andockt und sich saugnapfähnlich verbreitert, damit die Keimpflanze in den Kaktus eindringen kann. Je länger die Dornen, desto weniger einladend ist die Triebspitze als Sitzgelegenheit für die Vögel. Zudem steigt mit längeren Dornen die Distanz, welche die Keimwurzel für eine erfolgreiche Parasitierung überwinden muss. Die Autoren fanden in ihrer Studie Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Dornenlänge und Parasitierungsrate. Längere Dornen könnten also die Antwort der Pflanze zur Abwehr des Parasitenbefalls sein. Medel, R., Mendez, M. A., Ossa, C. G. & Botto-Mahan, C. (2010): Arms-race co-evolution: The local and geographic structure of a host-parasite interaction. Evol. Educ. Outreach 3: 26-31.

Oben: Fruchtende Kakteenmistel auf Echinopsis chiloensis. Mitte: Der an einem (kurzen!) Kakteendorn klebende Mistelsame

hat bereits eine Keimwurzel gebildet und mit der Verdickung am Ende am Kaktus «angedockt». Unten: Der «Chilean Mocking-Bird» (Mimus thenca) ist der Haupt-

verbreiter der Kakteenmistel. (Alle Bilder: Rodrigo Medel)

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Die Welt der Publikationen

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1 Zander, J. (2014): Cactaceae.

Berlin (DE): Matthes & Seitz (Naturkunden No. 14). 144 pp., ills. – Deutsch. Die Reihe «Naturkunden» befasst sich

1

schon seit einer Weile mit unterschiedlichen Aspekten der Natur. Der jüngste Band behandelt die Kakteen. Ausgehend von den bekannten Spitzweg-

Neue Bücher in der Bibliothek

Bildern gibt das Vorwort eine kurze und kompakte, gleichzeitig literarische und doch auch informative Einführung in die Kakteen – von der Geschichte des Hobbys bis zu Morphologie und Evolution. Der Hauptteil widmet sich ausgewählten Arten – von Astrophytum asterias bis Zygocactus truncatus für jeden Buchstaben des Alphabets ein Eintrag. Das erscheint etwas mager. Das Ziel war jedoch nicht

2

enzyklopädische Vollständigkeit, sondern ein literarischer Zugang zum Wesen der Kakteen und des zugehörigen Hobbys.

3

Dies erreicht das schmale Bändchen mit Bravour. Die punktuellen Ungenauigkeiten und einige faktische Fehler werden der Autorin gerne nachgesehen. Kunstvolle Schwarzweiss-Bilder der Fotografin J. Rübel rücken die ausgewählten Pflanzen (jeweils in Übersichts- und Detailaufnahme) in den Fokus. Die Texte jeder Art werden ergänzt durch eine kurze Zusammenstellung der botanischen Fakten (Synonyme, Herkunft, Etymologie, Kurzbeschreibung, Naturschutz). Das Resultat dieser Gratwanderungen zwischen Literatur und Fachliteratur, und manchmal auch zwischen Fakten und Fiktion, ist ein durch und durch lesenswerter Text – und ein neuer Blick auf die Kakteen.

Bewertung:

Für Jedermann

Für Fortgeschrittene

Für Fachleute

Schade um den Aufwand

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3 Meier, E. & Bockemühl, J.

(2014): Epikakteen.

Geschichte, Züchtung und Kultur.

Adelsdorf (DE): Deutsche Kakteen-Ge-

2 Smith, G. F. & Figueiredo, E. (2013): Succulent

paradise. Twelve great gardens of the World.

sellschaft e.V. 144 pp., ills. — Deutsch. Die erste Sonderausgabe der Deutschen Kakteen-Gesellschaft für 2014 widmet

4

Uhlig, M. (2014): Sukku-

lenten & Kakteen. Gestalten. Pflanzen. Pflegen.

sich der Vielfalt der Hybriden unter den «Blattkakteen». Einem kurzen Kapitel zur

Stuttgart (DE): Franck-Kosmos-Ver-

Nomenklatur von Hybriden und Cultiva-

Das annähernd quadratische Buch be-

lags-GmbH. 80 pp., ills. — Deutsch.

ren folgen ein ausführliches Kapitel zur

sticht bereits beim ersten Durchblättern mit einer frischen, attraktiven Gestaltung.

Struik. 184 pp., ills. — Englisch.

Geschichte der Hybridenzüchtung und die Vorstellung der botanischen Gattun-

Beim Durchlesen der Texte wird rasch

Das Autorenteam, ein südafrikanischer Botaniker und eine portugiesische Bota-

gen und Arten, die als Ausgangseltern dienten und dienen. Ein bisschen über-

klar, dass auch die «inneren Werte» mithalten können. Das Produkt entstammt

nikerin, stellen im reich bebilderten Buch

raschend widmet sich dann ein eigenes

der Feder des versierten Kakteengärtners

zwölf botanische Gärten vor, die sich ganz den Sukkulenten widmen oder zu-

Kapitel den Hybriden mit Beteiligung von

Matthias Uhlig, dessen Gärtnerei seit

Aporocactus (heute synonym zu Diso-

Jahrzehnten vielen Liebhaberinnen und

mindest ein besonders grosses Sortiment

cactus) als Elternart. Nach einem langen

Liebhabern von Sukkulenten als erstklas-

davon pflegen. Die im Verhältnis zur Bil-

Bildteil (S. 67–119) folgen Kapitel zur

sige Adresse bekannt ist.

derfülle knappen Texte nehmen nicht nur Bezug auf Geschichte und Extras der ein-

Kultur sowie zu Krankheiten, Literaturangaben,

Das Buch ist in drei Hauptkapitel gegliedert: Gestaltung,

Cape Town (ZA): Random House

Besprechungen sämtlicher Neuerscheinungen:

Praxis und Porträts.

zelnen Gärten, sondern informieren auch

und in einem

über Besonderheiten der jeweiligen Landesgegenden, beschreiben ausgewählte

Anhang folgt eine

Sukkulenten und vermitteln (meist in

schen und hybri-

separaten Textkästchen) Grundlagen aus

den Gattungsna-

Botanik und Gärtnerei. Die vorgestellten Gärten befinden sich in Südafrika (2),

men und ausgewählter Arten bzw. Kreuzungen.

pelseite behandelt, wobei Kulturarbeiten

Frankreich (2), Monaco (1), Italien (1),

Das Buch ist dank der herrlichen Farbbil-

in vielen Fällen mit Bildern kochbuchartig

Mexiko (1), den USA (4) sowie in der Schweiz (1 – wenig überraschend die

der eine Augenweide und vermittelt einen

illustriert werden. Im Kapitel «Porträts»

sehr fundierten Eindruck von der Vielfalt

wird eine kleine Auswahl pflegeleichter

Sukkulenten-Sammlung Zürich).

der Blattkaktushybriden. Die Klippe der

Arten oder Artengruppen (z.B. Königinnen

Obwohl die Texte manchmal etwas gar leicht dahinplätschern, vermitteln die

korrekten Benennung haben die Autoren dabei elegant umschifft: Sie verwenden

der Nacht, Lebende Steine) vorgestellt, gegliedert nach: Die besten für die Fens-

Gartenportraits einen guten Eindruck der

für diese ganze Gruppe den Begriff

terbank bzw. für Büro und Wintergarten,

zu erwartenden Vielfalt. Die Fakten zu gärtnerischem und botanischem Wissen

«Epikakteen», abgeleitet von der botani-

sowie für Terrasse und Garten. Für jede

schen Gattung Epiphyllum, die meist als

Art werden Informationen über die

erscheinen auf den ersten Blick etwas

Elternteil beteiligt ist. Das Buch ist dank

Herkunft, das Aussehen und die Pflege

fehlplatziert, bieten aber einen guten

der ausgewogenen Mischung von Text

gegeben, manchmal ergänzt durch Be-

Kontrast. Das Buch bietet damit einen praktischen und in seiner Art einmaligen

und Bild rundum empfehlenswert. Eine kleine Lücke allerdings darf nicht ver-

sonderheiten. Das Buch kann beginnenden Liebhaberinnen und Liebhabern ohne

Reiseführer zu zwölf ganz unterschiedli-

schwiegen werden: Ein Register der Kulti-

wesentliche Einschränkung empfohlen

chen Sukkulentensammlungen. Allerdings lassen sich nur 11 davon einfach besu-

varnamen der abgebildeten Schönheiten

werden. Es hebt sich durch die Qualität

fehlt leider. Das konkurrenzlos günstige

der Ratschläge wie auch durch die Wahl

chen, denn der Jardin Botanique Les

Buch ist wie bei der Serie üblich den Mit-

der Fotos angenehm von vielen Konkur-

Cèdres ist als Privatgarten der Öffentlich-

gliedern der deutschsprachigen Kakteen-

renzpublikationen ab. Fundiert und leicht

keit nicht ohne Weiteres zugänglich.

gesellschaften vorbehalten.

fasslich geschrieben, attraktiv illustriert.

Liste der botani-

stadt-zuerich.ch/sukkulenten

Einzelne Themen (z.B. Pflege für drinnen und draussen, Mini-Wüste in der Schale) werden jeweils auf einer Dop-

Fortsetzung ≥ ≥ ≥

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Die Welt der Publikationen

6 Señoret Espinosa, F. & Acosta Ramos, J. P. (2013): 5 Hofacker, A. (2013):

Notokakteen. Von Acanthocephala bis Wigginsia.

Guía de campo. Cactáceas nativas de Chile.

7 Horvath, B. (2014): The

plant lover’s guide to Sedums.

Concepción (CL): Corporación Chilena de la Madera. 250 pp., ills., Karten. — Spanisch. Digital veröffentlicht, Down-

Portland (US)/London (GB): Timber

Adelsdorf (DE): Deutsche Kakteen-Ge-

load-Adresse: http://www.corma.cl/_

sellschaft e.V. 144 pp., ills. — Deutsch.

file/material/cactaceas_chilenas_

Die Gattung Sedum (Mauerpfeffer,

Der zweite 2013 erschienene Band der

2013.pdf

Fetthenne; Dickblattgewächse) erfreut

Sonderpublikationen der Deutschen Kak-

Chile gehört zu den bekannten Kakteen-

sich grosser Beliebtheit – sowohl als

teen-Gesellschaft befasst sich mit der

ländern – weniger wegen der Totalzahl der Arten, sondern wegen der Vielfalt der

Objekt liebhaberischer Spezialsammlun-

Gruppe der Notokakteen innerhalb der

Press. 230 pp., ills. — Englisch.

kommune Gartenpflanzen wie auch als

grossen südamerikanischen Kugelkaktusgattung Parodia. Die Problematik bezüg-

Wuchsformen und speziellen Anpassungen. Aus diesem Grund werden die chile-

gen. Aus der Feder eines ausgewiesenen Gärtnerspezialisten ist nun eine sehr

lich der Anerkennung von Notocactus als

nischen Kakteen auch immer wieder in

attraktiv bebilderte Zusammenstellung

eigenständige Gattung oder ihrem Einbe-

Liebhaberpublikationen vorgestellt, und

wichtiger Arten und Kulturformen von

zug in die Gattung Parodia, löst der Autor

bereits 1989 erschien von A. Hoffmann

Sedum und Verwandten erschienen.

– ein profunder Kenner der Materie –

ein mit farbigen Aquarellen illustrierter Feldführer zur Familie (2. Auflage, 2005).

neusten Stand, und Hylotelephium,

pragmatisch: Das Buch ist alphabetisch

Taxonomisch ist das Buch auf dem

nach den akzeptierten Parodia-Namen geordnet, aber die zugehörigen Notocac-

Die vorliegende, rein digitale Publikation geht weit über die bisherigen Publikatio-

Petrosedum, Phedimus und Rhodiola werden als eigenständige Gattungen

tus-Namen erscheinen als Parallelnamen

nen hinaus, nicht zuletzt wegen der her-

behandelt. Einführende Kapitel widmen

in den Diskussionen und den Bildlegen-

vorragenden Bebilderung, aber auch

sich ganz kurz der Botanik der Gruppe,

den (was letztere etwas schwerfällig

wegen der kompakten Präsentation mit

ihrem natürlichen Vorkommen und ihrer

macht). Ein Namensverzeichnis erlaubt

Piktogrammen. Allerdings werden nicht alle chilenischen Kakteen behandelt, son-

gärtnerischen Eignung (inkl. Dachbegrü-

die leichte Zuordnung, auch der im Text-

nung), v.a. mit Blick auf die Freilandkultur

teil nicht genannten Synonyme und provisorischen Namen. Insgesamt werden 44

dern «nur» 90 ausgewählte Arten und Unterarten. Diese werden je auf einer

in der winterkalten nördlichen Hemisphäre. Der Hauptteil ist der Vorstellung von

Arten und 20 Unterarten behandelt – je

Doppelseite mit Namenserklärung, Ver-

150 Arten und Kulturformen gewidmet (je

mit einer kurzen Beschreibung und Dis-

breitungsangaben (inkl. kleine Karte),

mit Bild, Kurzbeschreibung, Synonymie,

kussion und mit mindestens einem Bild. Bei variablen Arten vermitteln zahlreiche

einer standardisierten Beschreibung und recht ausführlichen Bemerkungen zu den

Kultivare breiten Raum einnehmen (z.B.

Bilder eine Übersicht über die Bandbreite

Habitaten vorgestellt; dazu kommen je

der Formen. Die Bilder sind, wie bei den anderen Bänden der Serie auch, fast das

drei Farbfotos aus der Natur. Die einlei-

12 Kultivare von Hylotelephium telephium). Die abschliessenden Kapitel

tenden Abschnitte befassen sich mit

befassen sich mit der Pflege, Vermehrung

Wichtigste am Buch. Sie sind fast aus-

Morphologie, Evolution und Systematik

und mit Krankheiten und Schädlingen. In

nahmslos von makelloser Qualität und

der Kakteen. Im Anhang werden für die

einem Anhang werden sehenswerte

illustrieren sowohl Kulturpflanzen wie

ehemaligen Neoporteria-Arten sowie für Copiapoa Reiserouten zur Beobachtung

Sammlungen und Gärtnereien in den USA

Vor allem die grossformatigen Standortaufnahmen sind sehr attraktiv. Das un-

wichtiger Arten vorgeschlagen. Es folgt

Buch kann allen Mauerpfefferfans empfohlen werden. Die Bilder sind

schlagbar günstige Buch ist für Noto-

ex-situ-Erhaltung sowie eine Liste des

durchwegs von ausgezeichneter Qualität,

kakteen-Sammler eine unverzichtbare,

Gefährdungsstatus aller chilenischen

und da eine Reihe von selten gesehenen

leicht zu nutzende Basis – und wie für die

Kakteen. Die Publikation vermittelt einen

Arten abgebildet werden (z.B. das

Serie üblich nur für die Mitglieder der

asiatische Sedum nokoense), ist das

deutschsprachigen Kakteengesellschaf-

hervorragenden Eindruck der chilenischen Kakteenvielfalt und sollte eigentlich

ten erhältlich.

in keiner (digitalen) Bibliothek fehlen.

quelle.

auch Pflanzen am heimatlichen Standort.

Bewertung:

Eignung, Kulturansprüchen), wobei die

und in Grossbritannien aufgelistet. Das

ein kurzer Abschnitt über die Kultur und

Für Jedermann

Für Fortgeschrittene

Werk auch für Fachleute eine Wissens-

Für Fachleute

Schade um den Aufwand

30

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03.02.15 12:54


8 Agnew, A. D. Q. (2013):

Upland Kenya Wild Flowers and Ferns. A flora of the flowers, ferns, grasses and sedges of highland Kenya.

5

Nairobi (KE): Nature Kenya – The East African Natural History Society. 3. Auf-

6

lage. 530 pp., 203 s/w-Tafeln, Bestimmungsschlüssel. — Englisch.

Guía de Campo

CaCtáCeas Nativas De Chile

In Europa sind wir mit populären bis wissenschaftlichen Bestimmungsbüchern verwöhnt, aber in anderen Weltgegenden sind solche Werke rar oder fehlen ganz. Kenya ist da eine Ausnahme, denn neben der formellen Behandlung der gesamten Flora im Rahmen der vielbändigen Serie Flora of Tropical East Africa (siehe Spitze 2013, S. 29) erschien vor kurzem die 3. Auflage des bekannten Werkes von Agnew zur Flora des Hochlandes im süd-

7

Florencia Señoret Espinosa, Juan Pablo Acosta Ramos

westlichen Kenya. Das bewährte grundlegende Format aus der ersten Auflage wurde beibehalten. Alle Familien, Gattungen und Arten werden in systematischer Reihenfolge behandelt – mit Schlüsseln zu Familien, Gattungen und Arten, Kurzbeschreibungen, Verbreitungsangaben (in Kurzform nach Unterregionen codiert) und Zeichnungen. Die Texte wurden sprachlich überarbeitet und wo nötig ergänzt. Die Illustrationen befinden sich neu auf separaten Tafeln im Anhang, was etwas unpraktisch ist. Taxonomisch ist das Werk punktuell nicht ganz auf dem neusten Stand (z.B. wird Monadenium noch als eigenständige Gattung anerkannt und nicht zu Euphorbia gestellt). Trotzdem kann es allen Kenya-Reisenden als Grundlage für die Pflanzenbestimmung uneingeschränkt empfohlen werden. Un-

8 en ung rech Besp mtlicher gen: sä un hein h.ch/ ersc Neu t-zueric en stad kulent suk

praktisch ist allerdings der steife Einband, weil er verhindert, dass das Buch geöffnet bleibt. Ein Umstand, der jedoch dank dreier Lesebändchen einigermassen kompensiert wird.

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Sukkulenten-Sammlung Zürich sukkulenten@zuerich.ch

Kinderangebote Ob Freizeit oder Schule, wir haben die entsprechenden Angebote. Besuchen Sie unsere Webseite für weitere Informationen. stadt-zuerich.ch/ sukkulenten

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Mythenquai 88, CH-8002 Zürich

stadt-zuerich.ch/sukkulenten

Telefon +41 44 412 12 80, Fax +41 44 412 12 88

facebook.com/sukkulentensammlung

Öffnungszeiten: täglich (inkl. Sonn- und Feiertage) 9 – 16.30 Uhr. Eintritt frei. Anreise: Tram 7 bis Brunaustrasse. Bus 161/165 bis Sukkulentensammlung. Parkplätze vorhanden.

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